Was ist Hochsensibilität?

„Im Vergleich zu Anderen brauche ich mehr Ruhe und Zeit für mich selbst.“

Kerstin Fuhrmann

Hochsensibilität. Was ist das?

Hast du schon mal beobachtet, dass Menschen Emotionen und Gefühle von anderen total schnell erfassen konnten oder gleich sehen konnten, dass du eigentlich traurig bist, obwohl du doch lächelst? Oder dass sie bei einer tragischen Geschichte sofort Tränen in den Augen hatten? Vielleicht hast du auch schon mal erlebt, dass jemand einen Geruch wahrgenommen hat, lange bevor du ihn gerochen hast? Oder erkennst du dich sogar selbst darin wieder? All diese Dinge könnten dafür sprechen, dass du oder eine andere Person in deinem Umfeld hochsensibel sind. Aber was bedeutet das denn jetzt?

Wie ich gemerkt habe, dass ich hochsensibel bin.

Ich habe mich lange in diversen Situationen anders gefühlt. Manchmal komisch und ehrlich gesagt, habe ich mich auch manchmal falsch gefühlt. Orte mit viel Hektik und einer hohen Lautstärke sind auf Dauer schwierig für mich. Zudem habe ich eine echte Spürhund-Nase und nehme Gerüche meist stärker und früher wahr als meine Mitmenschen. So ist das auch bei Gefühlen. Sowohl bei meinen eigenen Gefühlen, aber auch bei den Emotionen der Anderen. In der Schule wurde ich manchmal auch Sensibelchen genannt. Wenn ich lange in einer Gruppe mit vielen Menschen bin (auch, wenn ich diese kenne), strengt mich das irgendwann echt an und ich brauche eine Auszeit, etwas Ruhe. Im Vergleich zu anderen brauche ich mehr Ruhe und mehr Zeit für mich selbst.

Vielleicht erkennst du dich darin wieder? Oder jemanden aus deinem Umfeld?

Ist Hochsensibilität eine Krankheit?

Hochsensibilität ist noch gar nicht so lange bekannt. Sie wurde erst Mitte der Neunziger erforscht von Elaine Aron, einer Psychologin aus den USA.

Jetzt denkst du vielleicht: „Sh** Psychologin? Habe ich jetzt eine Krankheit?“

Die Antwort ist ganz klar: Nein! Hochsensibilität ist keine Krankheit, eher eine Charaktereigenschaft. Diese Charaktereigenschaft haben sogar, wie ich finde, recht viele, nämlich 15 – 20 % der Menschen. Spannenderweis geht man auch davon aus, dass ebenso 15 – 20 % der Tiere hochsensibel sind.

„Woher kommt Hochsensibilität?“

Bin ich schon immer hochsensibel, kann ich mir das aneignen oder passiert das einfach?

Hochsensibilität ist angeboren. Wir haben ein wesentlich sensibleres Nervensystem und somit einen schwächeren Wahrnehmungsfilter.

Unser Gehirn filtert ständig Begebenheiten in unserer Umgebung. Wenn wir im Café ein Buch lesen und unser Gehirn nicht filtern würde, würden wir alles wahrnehmen: Den Milchaufschäumer, das Klappern der Tassen, den genauen Text des Liedes im Radio, den Geruch des Essens vom Nachbartisch, das Gespräch vom Nachbartisch, unseren Hosenbund, unseren kratzigen oder weichen Pulli, wie sich der Stuhl anfühlt, auf dem wir sitzen,… einfach alles!

Und diese Filter, die eigentlich Unwichtiges ausblenden, sind bei HSP (engl. Highly Sensitive Person, dt. Hochsensible Personen) schwächer ausgebildet. Deshalb kann ich z. B. kaum bis gar nicht lesen, wenn jemand neben mir spricht oder Musik läuft. Ich folge dann eher den Worten des Liedes oder des Gesprächs. Das ist für mich recht schwer auszublenden.

Was sind externe und interne Reize?

Ein schwächerer Wahrnehmungsfilter bedeutet auch eine verstärkte Wahrnehmung. Das bezieht sich auf alle externen, aber auch internen Reize. Mit extern Reizen meine ich z. B.: Geräusche, Gerüche, Licht, visuelle Eindrücke, Geschmack, Fühlen von Stoffen, die Konsistenz des Essens und auch die Luftqualität.

Mit internen Reizen ist das reiche, vielschichtige und bewegte Innenleben gemeint. Emotionen von anderen und sich selbst werden von HSP allgemein intensiver gespürt. Und wir tendieren auch eher zum Nachdenken, Grübeln und manchmal auch zum Tagträumen.

„Ich nehme das Gefühl auf wie ein Schwamm!“

HSP (= Hochsensible Personen) können die Emotionen von anderen schnell erkennen, aber auch sehr schnell annehmen. Ist mein Gegenüber bspw. sauer, erkenne ich das schnell und nehme das Gefühl auch auf wie ein Schwamm. Inzwischen kann ich es besser abgrenzen, aber es gelingt nicht immer. HSP wird auch so etwas wie ein 6. Sinn zugesprochen. Wir haben eine ganz feine Wahrnehmung, z. B. was Beziehungen, Stimmungen oder Befindlichkeiten angeht. Wenn jemand etwas sagt und sich anders fühlt, merken wir das. Oder man spürt, dass sich zwischen zwei Personen etwas anbahnt. Das ist ein Gespür wie eine zusätzliche Antenne. Betritt man einen Raum mit vielen Menschen, kann man auch förmlich „die Spannung in der Luft“ spüren. Das ist ein Phänomen, das häufig bei HSP vorkommt. Wir können das praktisch sofort entlarven.

Ein bekanntes und sehr spannendes Phänomen gibt es auf Familienfeiern. Alle machen auf fröhlich und man weiß ganz genau, dass sie sich eigentlich nicht so grün sind. Diese Spannung, die dann in einer HSP entsteht, weil sie die Wahrheit genau kennt, ist manchmal kaum auszuhalten! Man möchte am liebsten auf den Tisch hauen und sagen: „Hört doch endlich auf mit dem Theater!“. Denn für den Hochsensiblen ist das so ein offensichtliches „Theater“ und man kann auch gar nicht verstehen, dass die anderen das nicht merken, weil es doch so offensichtlich zu sein scheint.

Im Büro habe ich solche Situationen auch schon erlebt. Wenn Menschen eine Rolle spielen, die nicht ihnen entspricht und man sich das kaum anschauen kann.

Diese ganzen Eindrücke, die Hochsensible aufnehmen, ziehen unheimlich viel Energie. Danach sind wir manchmal einfach platt, überreizt und ausgelaugt. Wenn dann ein Zustand der Überreizung eintritt, sind wir manchmal dünnhäutig, zickig oder nicht besonders nett.

Deshalb brauchen HSP mehr Ruhe als andere und ziehen sich gerne zurück. Wir mögen es auch mal alleine zu sein, um die Batterien wieder aufzuladen.

„Ich bin gar nicht anders als alle anderen!“

Seit ich weiß, dass ich hochsensibel bin, hat sich meine Art, mit Dingen umzugehen, vollkommen geändert. Ich kann nun besser verstehen, was meine Bedürfnisse sind und wie ich damit umgehen kann. Und mit all meinen geschärften Sinnen ist es noch viel einfacher, das Schöne im Alltag zu entdecken. Du bist ebenso nicht allein mit deinen Gefühlen und Emotionen. Trau dich ganz du selbst zu sein, denn so bist du vollkommen ok!

Es gibt noch soooo viel über Hochsensibilität zu erzählen. Wenn du dich oder jemand anderen jetzt wiedererkannt hast, willst du sicher mehr erfahren. Hierfür kann ich dir von Herzen folgende Podcastfolgen meines “Gefühlt Erfolgreich” Podcasts empfehlen:

#17: Sensibel und still im Beruf | Deine Stärken und Herausforderungen

#26: Hochsensibel in der Partnerschaft

#39: Hochsensibel im Showbiz | Interview mit Kika & ex-Viva Moderatorin Tanja Mairhofer

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